Staatsgalerie Prenzlauer Berg

Der Name ist ein klarer Fall von Amtsanmaßung

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1963 in Berlin geboren, lebt ebenda.
1986-92 Studium der Malerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.
Ronald Lippok war und ist in verschiedenen Bands und musikalischen Projekten aktiv:
Rosa Extra, Ornament & Verbrechen, Local Moon, Tarwater, To Rococo Rot, Dakota Days u.a.

In der Staatsgalerie Prenzlauer Berg:

2010 o.T. - mit Jens Becker
2012 gardens of frequentia
2013 men, machines and memories - mit Alexander Wolf
2015 Marsyas
Ronald Lippoks Bilder senden letzte Wellen von Licht aus Welten, die allmählich verblassen. Die Sensationen von gestern sind ihm allerdings eine Form der aktuellen Nachrichtenübermittlung, am ehesten vergleichbar dem Bänkelgesang. Seiner szenischen Aufführung durch Schautafeln könnte die Malerei Ronald Lippoks dienen. Insofern ist sie ein Kind ihrer Vorzeit und tatsächlich gehen ihre Motive auch auf Vorlagen aus der sogenannten Brimford Collection zurück. Ursprung der Sammlung und die Herkunft ihres Namens sind in der gängigen Sachliteratur umstritten. Übereinstimmung herrscht bei den Experten jedoch darin, daß es sich bei Brimford wahrscheinlich weniger um eine Person, sondern vielmehr um einen Kreis handelte. Eine exzentrische und daher weitgehend unbeachtete Interpretation dieses Kreises wiederum besagt, daß er eher als das Vorbild für ein Spiegelkabinett zu verstehen sei, dessen inhaltlicher Schwerpunkt sich um Welt- und Wunschbilder, Eben- und Gegenbilder, Trug- und Lichtbilder, Luft- und Zerrbilder sowie weitere Genrebilder drehte.

Nicht den gesicherten Fakten, sondern ausgerechnet dieser auslegbaren Sichtweise der Brimfordschen Sammlung widmet sich die aktuelle Ausstellung Ronald Lippoks. Nur einem flüchtigen Blick erscheint ihre Zusammenstellung willkürlich. Bei genauerer Betrachtung deuten ihre Motive jedoch sämtlich auf eine Poesie, deren Abwesenheit die gegenwärtige Moderne in ihrer informellen und konzeptionellen Attitüde prägt. Das Interesse Lippoks gilt diesem Zeitgeist insofern, da er ihn als Travestie seiner entspiegelten Sachlichkeit abbildet und damit einem Geist jener Zeitalter huldigt, die noch einen Knick in der Optik hatten. In der Lippokschen Bildwelt ist Wissenschaft nicht die Zulieferindustrie eines Fortschritts aus keimfreien Laboren, sie steht noch für ein öffentliches Spektakel; in der Forschung ringt die Frage des Glaubens weiter mit dem ungläubigen Staunen vor fremden Welten; Technik ist ein Wunderwerk der Technik und frei vom Widerspruch zwischen Ornament und Funktion. Insofern legt Ronald Lippok die Folien zweier Welten übereinander; die eine ist Realität, die andere war Wirklichkeit. Die Brimford Collection widmet sich deren Urformen, ihren Interpretationen sowie den psychonautischen Karten eines mythen-gesättigten Bezirks.