Frieda von Wilds Fotos aus den 1980er Jahren widmen sich nicht dem Exzess oder der Inszenierung der Ostberliner Bohemianszene. Vielmehr porträtierte Frieda von Wild ihre Freunde und Freundes-Freunde in den Momenten grö�ten Selbstverständnisses. Ihre Bilder von Punks, Freaks, und Kunden sind leise Porträts einer lauten Szene. In ihnen trifft Expression auf Kontemplation, das Exaltierte ist Teil einer Normalität. Und diese Normalität kommt auch in jenen Fotos zu ihrem Recht, welche junge Arbeiter, junge Frauen oder junge Mütter zum Motiv haben. Menschen, auf die nie das Licht gerichtet war, die aber von innen leuchten.
Zwischen diesen Bildern und einer Serie von New-York-Porträts lag eine lange Schaffenspause, die Frieda von Wild mit Schaffensphasen anderer Natur zu füllen wu�te. In diesem Zusammenhang reiste sie im Februar 2011 nach New York und fotografierte by the way die Normalität einer Stadt, die noch jede Norm au�er Kraft gesetzt hat. überblendet man die Fotos der Menschen des damaligen Ostberlins mit denen der Stra�en des heutigen New Yorks, so prallen Welten aufeinander, die in ihren Zeit-Räumen unvereinbar sind. Lä�t man diese �berblendung dennoch zu, dann entsteht in der Wechselwirkung dieser Bildwelten so etwas wie reine Poesie.
Henryk Gericke
Zwei Fotoserien: Eine vom neuen Jahrtausend, Colordigital - die andere aus den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts, SchwarzweiÃ?.
Damals, in ihren Anfangsjahren, hat die Berliner Fotografin dingfest gemacht, wozu sie gehörte - Freunde, im weitesten Sinn, sagt sie, ist lange her. Wie kam es dazu: Weil ich eben immer meine Kamera dabei hatte. Ein poetischer Rapport in Porträts, schwarzwei� intim. Gleichaltrige, Gesicht für Gesicht mit zufälligem Hintergrund; städtisch, ländlich, Balkon, Parkbank, Winter, Sommer, Stra�enecke, Feldweg, so stellt sich was Heimatliches her. Ich fotografiere, um herauszufinden, wie etwas aussieht, wenn es fotografiert wurde, sagte ein prominenter Fotojournalist. Die Porträtierten sind aufgewachsen in einem zwiespältigen Milieu, das mittlerweile versunken ist, avanciert zum Mythos: "Ostberlin". Eine nächste Ostberliner Generation hat es nicht mehr gegeben, Frieda von Wild zeigt die letzte.
Den Traum von Manhattan-Island hegte sie schon in den Ostberliner Schwarzwei�jahren. New York 2011, jetzt begegnet ihr das in den eigenen Aufnahmen, Color, "Barbie I want you back!" steht da. Am Computer, beim Durchmustern ihrer Bilder, stutzt sie: Der da. Was ist das nun für einer? Wieso guckt der so traurig - einer, den sie in der Centralstation fotografiert hatte. Ein rätselhafter Typ. Wenn ich alles verstehen will, hatte Heiner Müller mal gesagt, kann ich zuhause bleiben; da versteh ich alles. Es ist keine Reportage, es sind Einzelaufnahmen, jede für sich stehend: Von der Kulisse New York, einzelnen Individuen darin, nichts Mondänes, eine New Yorker Taube. Porträts nur von Tochter Lily, die an ihrer Seite war. Das Resultat von zehn Tagen auf Manhattan-Island 2011, Februar wars, ein Schnee-Grauwei� spielt in allem mit.
In der Regel bestimmt sie ihre Auswahl so: Das find ich schön / mag ich / ist mir wichtig - aus welchen Gründen auch immer. Frieda von Wild mu� nicht vom Fotografieren leben, so bleibt sie autonom. Nach New York war sie geflogen, um ihre Strickwaren auf einer Modemesse zu verkaufen, und hatte die Kamera dabei. Von Claudia Skoda hat sie Extravaganz im traditionellen Handwerk gelernt, das professionelle Fotografieren bei ihrer Mutter. Gab es Vorbilder? Bestimmt, aber da denkt man nicht dran. Wenn die Mutter Fotografien ihrer Tochter durchsah, kam es vor, da� sie manchmal bei einem Bild gelächelt hat - hat aber nichts gesagt. Da hatte sie bei mir was entdeckt, was es irgendwie so ähnlich bei ihr schon gibt...
Frieda von Wild hat entschieden, ihre zwei Fotoserien Color/SchwarzweiÃ? nicht zu separieren, sondern zu collagieren: Ein Zusammenspiel nicht nur von zwei Aufnahmetechniken, auch zweier Zeitalter.
Peter Voigt
Zwischen diesen Bildern und einer Serie von New-York-Porträts lag eine lange Schaffenspause, die Frieda von Wild mit Schaffensphasen anderer Natur zu füllen wu�te. In diesem Zusammenhang reiste sie im Februar 2011 nach New York und fotografierte by the way die Normalität einer Stadt, die noch jede Norm au�er Kraft gesetzt hat. überblendet man die Fotos der Menschen des damaligen Ostberlins mit denen der Stra�en des heutigen New Yorks, so prallen Welten aufeinander, die in ihren Zeit-Räumen unvereinbar sind. Lä�t man diese �berblendung dennoch zu, dann entsteht in der Wechselwirkung dieser Bildwelten so etwas wie reine Poesie.
Henryk Gericke
Zwei Fotoserien: Eine vom neuen Jahrtausend, Colordigital - die andere aus den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts, SchwarzweiÃ?.
Damals, in ihren Anfangsjahren, hat die Berliner Fotografin dingfest gemacht, wozu sie gehörte - Freunde, im weitesten Sinn, sagt sie, ist lange her. Wie kam es dazu: Weil ich eben immer meine Kamera dabei hatte. Ein poetischer Rapport in Porträts, schwarzwei� intim. Gleichaltrige, Gesicht für Gesicht mit zufälligem Hintergrund; städtisch, ländlich, Balkon, Parkbank, Winter, Sommer, Stra�enecke, Feldweg, so stellt sich was Heimatliches her. Ich fotografiere, um herauszufinden, wie etwas aussieht, wenn es fotografiert wurde, sagte ein prominenter Fotojournalist. Die Porträtierten sind aufgewachsen in einem zwiespältigen Milieu, das mittlerweile versunken ist, avanciert zum Mythos: "Ostberlin". Eine nächste Ostberliner Generation hat es nicht mehr gegeben, Frieda von Wild zeigt die letzte.
Den Traum von Manhattan-Island hegte sie schon in den Ostberliner Schwarzwei�jahren. New York 2011, jetzt begegnet ihr das in den eigenen Aufnahmen, Color, "Barbie I want you back!" steht da. Am Computer, beim Durchmustern ihrer Bilder, stutzt sie: Der da. Was ist das nun für einer? Wieso guckt der so traurig - einer, den sie in der Centralstation fotografiert hatte. Ein rätselhafter Typ. Wenn ich alles verstehen will, hatte Heiner Müller mal gesagt, kann ich zuhause bleiben; da versteh ich alles. Es ist keine Reportage, es sind Einzelaufnahmen, jede für sich stehend: Von der Kulisse New York, einzelnen Individuen darin, nichts Mondänes, eine New Yorker Taube. Porträts nur von Tochter Lily, die an ihrer Seite war. Das Resultat von zehn Tagen auf Manhattan-Island 2011, Februar wars, ein Schnee-Grauwei� spielt in allem mit.
In der Regel bestimmt sie ihre Auswahl so: Das find ich schön / mag ich / ist mir wichtig - aus welchen Gründen auch immer. Frieda von Wild mu� nicht vom Fotografieren leben, so bleibt sie autonom. Nach New York war sie geflogen, um ihre Strickwaren auf einer Modemesse zu verkaufen, und hatte die Kamera dabei. Von Claudia Skoda hat sie Extravaganz im traditionellen Handwerk gelernt, das professionelle Fotografieren bei ihrer Mutter. Gab es Vorbilder? Bestimmt, aber da denkt man nicht dran. Wenn die Mutter Fotografien ihrer Tochter durchsah, kam es vor, da� sie manchmal bei einem Bild gelächelt hat - hat aber nichts gesagt. Da hatte sie bei mir was entdeckt, was es irgendwie so ähnlich bei ihr schon gibt...
Frieda von Wild hat entschieden, ihre zwei Fotoserien Color/SchwarzweiÃ? nicht zu separieren, sondern zu collagieren: Ein Zusammenspiel nicht nur von zwei Aufnahmetechniken, auch zweier Zeitalter.
Peter Voigt