Staatsgalerie Prenzlauer Berg

Der Name ist ein klarer Fall von Amtsanmaßung

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1969 in Münster geboren, lebt und arbeitet in Berlin
1990-96 Freie Kunst an der Fachhochschule Hannover
1997 Meisterschüler
Jürgen Grewe ist Maler. Seine Malerei ist Plakat, seine Plakate sind Filme. Filme, die nicht erst gedreht werden müssen. Sie drehen sich von selbst beim Betrachten seiner Bilder. Sie kennen weder Anfang noch Ende, sie suggerieren nur ein beunruhigendes, unaufhörliches "Mittendrin". Wir wühlen uns ständig selbst Tag für Tag durch diese Art von Bilder. Sie begegnen uns überall, sie verfolgen uns und springen uns an. Sie sind vorgefertigt und erprobt, zugeschnitten und angepaßt auf eine scheinbar universelle Sprache und einen absolut realen Reiz. Sie sind perfekte synthetische Teilchen, aufregende Visuals einer konstruierten und funktionalisierten Wirklichkeit.

An dieser Stelle setzt der Realismus Grewes an. Er greift sich typische Motivfragmente aus dem Mainstream heraus und türmt sie auf zu kristallinen Scherbenhaufen und hochdramatisierten Bilderbergen. Im heroischen Stil klassischer Filmplakatkunst entwirft er kühne Seifenopern und malt verführerische Popikonen einer drauflosdonnernden Durchschnittlichkeit. Er legt das schnelle Leben in die Hände von Normalos und beschreibt so das StarSpektakel als Billigtraum von Jedermann.

Doch die auf den ersten Blick noch eindeutigen Klischee-Collagen sind so gebaut, daß sich alle Akteure und ihre Betrachter im assoziativen Unterholz verlaufen. Hier gibt es keine Richtung mehr, die Spuren der bekannten Abziehbilder führen in eine erzählerische Leere. Man befindet sich in einem Eye-Catch-Labyrinth aus dem es viele Wege, aber keinen Ausweg gibt. Alle eventuellen Handlungsstränge, die sich aus dem Storyboard ergeben, werden vom Künstler wieder abgeschnitten, aufgehoben oder ins Surreale umgelenkt.

Die formale Schichtung dieser Nichtgeschichten ergibt sich in den Bildern vor allem durch "lesbare" Fokuswechsel von realem Maßstab, malerischer Güte und farblicher Intensität. Folgt man diesen komponierten Tracks und Tricks, landet man wieder da, wo man sowieso schon ist: In einer zum fortschrittlichen Lebensstil weich aufgebauschten Orientierungslosigkeit, die viele Versprechungen macht und keine davon hält. Man ist umstellt. Von einer aufreizenden Dynamik, die sich als wiederholbare und austauschbare Endlosschleife des Banalen entpuppt. Diese Schleifen haben tausend Namen. Jürgen Grewe nennt sie meistens "Untitled".

Ingo Gerken

Ausstellungen (Auswahl)

2010 "Art is dead", Gallery Deadfly, Berlin (G)
2010 "37 x Now", Forgotten Bar Project/Galerie im Regierungsviertel, Berlin (G)
2009 "In The Valley Of The Shadow Of Love" Gallery Actionfields, Brussels (S)
2009 "Made in Berlin" German/Russian Cultural Center,Kaliningrad, Russia (G)
2008 "Ghostriders" Projektraum | Kunsthaus Erfurt (G)
2008 "Ghostbusters" tmp deluxe, Berlin (G)
2008 "Adventures close to home"Projektraum | Kunsthaus Erfurt (S)
2008 "includes the bonus tracks and hit singles" KR2.0 bei Vlasak Contemporary, Berlin (G)
2007 "white paper" Hamden Galerie, Massachusettes, USA (G)
2007 "I never loved you anyway" Takt Kunstprojektraum,Berlin (S)
2007 "Kapitalistischer Realismus 2.0" Galerie Lars Jordan,Berlin, Kaulsdorf (G)
2007 "The Opposite Direction" Postmoskau at Galerie "Cafe' Moskau", Berlin (S)
2006 "The Random Illusion" Projektraum | Kunsthaus Erfurt (S)
2005 "Zeromantic" Galerie Glue, Berlin (G)